Vereinsgeschichte des „ÖTB-TV Simmering 1889“ ZVR 614832055

1889 Gründung (erster Sportverein in Simmering) als „Deutscher Turnerbund Simmering“

1925 erwarb der Verein ein Grundstück von ca. 15.000 m² in der Nähe des Zentralfriedhofes.

Anschließend wurde dieses Grundstück durch die Mitglieder zu einem Spielplatz hergerichtet.

1932/33 war vorgesehen, den Spielplatz zu verkaufen, und um dieses Geld ein bereits ausgesuchtes Objekt mit Gebäude für den ganzjährigen Turnbetrieb zu kaufen. Durch die politischen Ereignisse (Ständestaat) kam es jedoch nicht dazu.

Infolge der Ereignisse vom Juli 1934 wurde unserem Turnverein die Benützungsbewilligung der Turnsäle Herderschule und Realschule entzogen.

Am 19. November 1934 erhielt unser Verein einen Regierungskommissär. Durch Vermittlung unseres Regierungskommissärs Norbert Frömmerl wurde der Spielplatz am 2. Juli 1935 um öS 30.000,- an die Gemeinde Wien verkauft und am 10. September 1935 dafür von der Vereinigten Brauerei AG das Grundstück 1110 Wien, Hauffgasse 35, samt den darauf befindlichen Baulichkeiten um öS 31.000,- erworben. Gesamtgröße 3.060 m², davon 1.000 m² verbaut.

Anschließend wurden von den Vereinsmitgliedern (manche waren arbeitslos) mit 20.000 freiwilligen Arbeitsstunden die vorhandenen Gebäude zu einer allen Anforderungen gerechten Turnhalle umgebaut. Die Finanzierung erfolgte ohne Mittel der öffentlichen Hand, teils durch die Vereinsmitglieder, teils durch Spenden der Simmeringer Bevölkerung.

Am 7. November 1937 – nach zweijähriger Bauzeit – konnte die Turnhalle in einem feierlichen Festakt eröffnet werden.

Nach dem Anschluß 1938 wurde unser Turnverein dem NS-Bund für Leibesübungen eingegliedert und der Verein verlor damit seine zielstrebige Eigenständigkeit. Auch wurde dem Verein die Jugend weitgehend entzogen.

Nach dem Ende des 2.Weltkrieges wurden sämtliche Turnerbundvereine aufgelöst und deren Vermögen und Grundbesitz in kommissarische Verwaltung übernommen. Unser Vereinsvermögen sowie die Turnhalle wurde dem WAT-Simmering zunächst zur Verwaltung und Benützung überlassen, der die Baulichkeiten sichtlich verfallen ließ.

Am 5.März 1953 wurde der „Allgemeine Turnverein Simmering“ als Nachfolgeverein des „Deutschen Turnerbundes Wien – Gruppe Simmering“ gegründet und in den „Österreichischen Turnerbund (ÖTB)“ eingegliedert.

Im März 1958 erfolgte auf  Beschluß der damaligen Bundesregierung für jeden Verein die Bestellung eines Liquidators zur Abwicklung der Vermögensrückgabe.

Im Mai 1959 erfolgte über Antrag des Liquidators der Abriß des Wohnhauses auf unserem Turnplatz.

Im Juli 1959 sprachen Obmann Dipl. Ing. Steyrer und Turnwart Koch im Unterrichtsministerium wegen der Rückgabe vor, eine weitere Vertröstung und die Einsetzung eines neuen Liquidators waren das Ergebnis.

Weihnachten 1960 wurde der Stadel am Turnplatz abgerissen und das Gebäude planiert.

1962 begannen die Vorarbeiten zur Erweiterung der Geiselbergstraße. Zu diesem Zweck mußten wir 1.100 m² unseres Grundstückes abtreten.

Am 26. März 1962 fand eine Aussprache jener 4 Vereine (1.Wiener Turnverein, Hernals, Simmering und Kaiserebersdorf), die ihre Turnhallen noch nicht zurückbekommen hatten, bei Minister Afritsch statt.

Am 8. Oktober 1963 erhielten wir durch den neuen Innenminister Olah den Bescheid, daß der Liquidator den Antrag stellte, das gesamte Vermögen der 4 vorher genannten Vereine unentgeltlich dem WAT und der Union zu übertragen.

Am 24. Oktober 1963 beeinspruchte der inzwischen von uns beauftragte Rechtsanwalt Dr. Broesigke diesen Bescheid.

Vom ÖTB wurden weiters entsprechende Eingaben an das Bundeskanzleramt und an das Ministerium gemacht, um dieses neue Unrecht zu verhindern.

Auf Antrag von Innenminister Olah wurde am 11. Februar 1964 der Beschluß der Bundesregierung gefällt, den Liquidator zu ermächtigen, unser Eigentum unentgeltlich in das Eigentum des WAT-Simmering zu übertragen.

Im April 1964 folgte eine Eingabe an den Verfassungsgerichtshof wegen des Beschlusses der Bundesregierung vom 11. Februar 1964.

1965 hat sich der Verfassungsgerichtshof bezüglich der Eingabe wegen des Vereinsvermögens für nicht zuständig erklärt und den Einspruch abgewiesen.

Die anderen 3 Vereine bekamen ihr Vermögen schließlich doch noch zurück.

Anfangs Mai 1965 wurde, als letzter Ausweg, von Dr. Broesigke eine Eingabe an die Menschenrechts-Kommission in Straßburg gerichtet. Ohne die Entscheidung des Gerichtshofes in Straßburg abzuwarten, wurde die grundbücherliche Übertragung unseres Vermögens an den WAT-Simmering bereits im November 1966 durchgeführt.

Am 18. Oktober 1968 erhielten wir den Bescheid, daß die Europäische Kommission für Menschenrechte unsere Beschwerde für unzulässig erklärt hat, da keine Verletzung des Konventionsrechtes vorliege.

Der neue Eigentümer „WAT-Simmering“ ließ die Turnhalle verkommen und verpachtete schließlich einige Jahre später das gesamte Grundstück an die Mobil Oil (BP), welche eine große Tankstelle mit Waschstraße errichtete .

Auf Grund des neuen Restitutionsgesetzes wurde 2002 ein neuer Anlauf zwecks Enschädigung unternommen.

Am 13. August 2002 wurde ein Antrag an den allgemeinen Entschädigungsfonds für Opfer des Nationalsozialismus mit allen erforderlichen Unterlagen gestellt. Dieser Antrag wurde mit nicht stichhaltigen Argumenten abgelehnt. Eine Berufung dagegen brachte auch keinen Erfolg.

P.S.
Die meisten ÖTB-Vereine, die ebenfalls enteignet worden waren, wurden letztendlich voll entschädigt. In Simmering jedoch konnte sich der WAT dank politischer Intervention erfolgreich gegen die Rückgabe wehren.

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